Stellen Sie sich vor, Sie stehen am Start eines Marathons. Die Menge tobt, das Adrenalin schießt durch Ihre Adern. Sie sind voller Euphorie und Vorfreude, fühlen sich stark und unbesiegbar. Ähnlich geht es vielen Anlegern, die zum ersten Mal in die Welt der Börse eintauchen. Oft steigen sie ein, wenn die Märkte schon eine Weile gestiegen sind. Sie hören von den Gewinnen anderer Anleger, sind optimistisch und träumen von hohen Renditen und finanzieller Freiheit.
Die ersten Kilometer eines Marathons vergehen oft wie im Flug: Der Läufer findet seinen Rhythmus, die Beine sind frisch, die Euphorie trägt ihn. An der Börse geht es in der Anfangsphase oft ähnlich zu: Die Märkte steigen weiter, die Strategie trägt erste Früchte, das Depot wächst. Alles läuft nach Plan, die gesteckten Ziele scheinen leicht zu erreichen.
Doch jeder erfahrene Marathonläufer weiß: Irgendwann kommen die schwierigen Phasen. Die Beine werden schwer, die Energie lässt nach, jeder Schritt schmerzt und Zweifel machen sich breit, ob das große Ziel wirklich zu erreichen ist.
Vom Marathonläufer lernen: Krisenfest in stürmischen Börsenzeiten
Eine ähnliche Erfahrung macht ein Anleger, der zum ersten Mal eine Korrekturphase erlebt. Plötzlich läuft es nicht mehr nach Plan: Die Kurse fallen, das Depot verliert an Wert, Angst macht sich breit. Erste Zweifel kommen auf, ob die Strategie die richtige ist oder ob es überhaupt Sinn macht, in Aktien zu investieren. Je nachdem, wie weit die Korrektur geht und wie aggressiv ein Anleger investiert hat, kann eine enorme emotionale Belastung hinzukommen.
In solchen Momenten trennt sich in beiden Disziplinen die Spreu vom Weizen. Ein Marathonläufer muss jetzt in sich gehen, mentale Stärke beweisen und weiterlaufen, auch wenn jeder Schritt schmerzt. Er weiß, dass er das Ziel nur erreichen kann, wenn er nicht aufgibt. Der erfahrene Marathonläufer weiß, dass nach den größten Strapazen wieder leichtere Passagen kommen.
Genauso weiß der erfahrene Anleger, dass Korrekturphasen nur vorübergehend sind und sich der Markt langfristig erholen wird. Zwei Dinge sind in einer Korrektur wichtig: Erstens, keine impulsiven Entscheidungen zu treffen, insbesondere nicht in Panik zu verkaufen. Zweitens, an der bewährten langfristigen Strategie festzuhalten.
Auf dem Prüfstand: Ihr Portfolio in unruhigen Zeiten
Der Zieleinlauf eines Marathonläufers ist ein unvergessliches Erlebnis. Die Strapazen sind vergessen, der Schmerz weicht dem Stolz und der Genugtuung. Ähnlich befriedigend ist es für den Anleger, wenn er nach einer Durststrecke die Früchte seiner Geduld ernten kann.
Zuletzt ging es an der Börse etwas ungemütlicher zu. Nutzen Sie diese Phase, um zu überprüfen, ob Sie richtig aufgestellt sind: Hat Sie die Korrektur bisher schon so sehr gestresst, dass Sie im schlimmsten Fall in Panik geraten und am Tiefpunkt verkaufen, wenn es noch weiter abwärts geht? Dann haben Sie wahrscheinlich zu aggressiv investiert und sollten darüber nachdenken, Ihre Positionen etwas zu reduzieren.
Ich persönlich bleibe in volatilen Börsenphasen sehr entspannt. Ich empfehle in meinen Aktiendepots nur langfristige Positionen mit starken Investmentthesen. Deshalb gehe ich bei jeder Aktie in meinen Depots davon aus, dass sie bald neue Höchststände erreichen kann – sonst wäre sie nicht mehr im Depot. Im Millionen-Depot, meinem Optionsschein-Depot, generiere ich dagegen zu Beginn einer Korrektur einen hohen Cashanteil und kann dann ganz entspannt abwarten, in welche Richtung wir neue Signale bekommen.